Bosch NKG6... Bedienungsanleitung Seite 114

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Dienstag, 30. Juni 2009 / Mardi, 30 juin 2009 14.00-15.30
Papersessions mit Einzelbeiträgen / Contributions individuelles groupées en papersession
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Vor allem auch von Experten wird dabei immer wieder auf den fehlenden Praxisbezug
in der universitären Lehrerbildung hingewiesen (vgl. etwa Schaefers, 2002). Es liegt
deshalb die Vermutung nahe, die Erfolge der koreanischen Schüler in den Leistungs-
vergleichen mit einer besseren Lehramtsausbildung und speziell mit dem Schließen
der Theorie-Praxis-Lücke im koreanischen Lehrerbildungssystem in Beziehung zu set-
zen. Ziel unseres Beitrags ist es, diese These zu prüfen.
Mit „Praxisbezug“ meinen wir, Oelkers folgend, die Verwendbarkeit des im universitä-
ren Lehramtsstudium erworbenen Ausbildungswissens im Berufsalltag des Lehrers.
Diese Definition leitet unmittelbar zu der Frage über, welche spezifischen Arbeitsauf-
gaben sich Lehrern stellen und welche Kompetenzen sie dafür brauchen. Dieser Prob-
lemstellung gehen wir im ersten Teil unseres Beitrags nach. Dabei stützen wir uns auf
eine aufgabentheoretische Interpretation professionellen pädagogischen Handelns
(vgl. Heil & Faust-Siehl, 2000), die von der strukturellen Differenz zwischen Theorie
und Praxis ihren Ausgangspunkt nimmt und zu der Kernannahme des professionellen
Selbst führt. Die strukturelle Theorie-Praxis-Differenz gilt selbstverständlich gleicher-
maßen für die Lehrerbildung in Korea wie in Deutschland. Dennoch sind sowohl die
Schlussfolgerungen, die für den Aufbau der Lehrerbildung gezogen worden sind, als
auch der Blick der in der Ausbildung stehenden Personen auf den Praxisbezug sehr
verschieden.
Mit dem Vergleich der Lehrerbildung an den Nationaluniversitäten in der Republik Ko-
rea und in der neu gestalteten Lehrerbildung (BA/MA-Studiengängen) in Deutschland
befassen wir uns im zweiten Teil unseres Referats. Es zeigt sich überraschenderweise,
dass berufspraktische Elemente (schulpraktische Übungen; Vorbereitungsdienst) in
Südkorea einen wesentlich geringeren Stellenwert quantitativ und qualitativ haben
als in Deutschland. Im Fokus der Lehrerbildung steht vielmehr die Optimierung der
fachlichen Ausbildung.
Verschiedene Arbeiten, hauptsächlich aus dem englischsprachigen Bereich, haben
gezeigt, dass das Studierverhalten von Lehramtsstudenten stark durch die ausbil-
dungs- und berufsbezogenen Überzeugungen (beliefs) gesteuert wird (siehe zusam-
menfassend Blömeke, 2004). Eine der zentralen „handlungsleitenden“ Überzeugungen
ist die Vorstellung vom „Praxisbezug“ der universitären Lehrerbildung. Diese subjektive
Facette von „Praxis“ ist das Thema im dritten Teil des Beitrags.
Wir vergleichen die diesbezüglichen Überzeugungen koreanischer und deutscher Stu-
dierender. Für die deutsche Teilstichprobe sind die Erhebungen bereits a/jointfilesconvert/364630/bgeschlossen
und zum Teil publiziert (Flagmeyer, Hoppe-Graff & Stalling, 2007; Hoppe-Graff,
Schroeter & Flagmeyer, 2008). Es hat sich gezeigt, dass die Studierenden zwar einer-
seits den fehlenden Praxisbezug beklagen, andererseits aber an einem wissenschaftli-
chen Lehramtsstudium festhalten wollen. Fragt man allerdings danach, wie man zu
einem guten Lehrer wird, so wird dem Universitätsstudium die geringste Bedeutung
zugesprochen. Erste koreanische Daten zeigen, dass die universitäre Ausbildung bei
den Lehramtsstudenten in Südkorea ein deutlich höheres Ansehen genießt.
Abschließend diskutieren wir die Auswirkungen der „objektiven“ und „subjektivenUn-
terschiede im Praxisbezug und verneinen die These, dass fehlender Praxisbezug im
Lehramtsstudium den Schlüssel zur Erklärung der mäßigen PISA-Ergebnisse der deut-
schen Teilnehmer darstellt.
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Literatur
Blömecke, S. (2004). Empirische Befunde zur Wirksamkeit der Lehrerbildung. In S. Blö-
meke, P. Reinhold, G. Tulodziecki & J. Wildt (Hrsg.), Handbuch Lehrerbildung (S. 59-
91). Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
Flagmeyer, D., Hoppe-Graff, S. & Stalling, B. (2007). Der „gute Lehrer“ und das „Theorie-
Praxis-Problem“ in der Lehramtsausbildung: Erste Ergebnisse einer Befragung von
Referendaren. In M. Rotermund (Hrsg.). Mehr Praxis im Lehramtsstudium aber wie?
(S. 177-199). Leipzig: Leipziger Universitätsverlag.
Heil, S. & Faust-Siehl, G. (2000). Universitäre Lehrerausbildung und pädagogische Pro-
fessionalität im Spiegel von Lehrenden: Eine empirische Untersuchung. Weinheim:
Deutscher Studienverlag.
Hoppe-Graff, S., Schroeter, R. & Flagmeyer, D. (2008). Universitäre Lehrerausbildung
auf dem Prüfstand: Wie beurteilen Referendare das Theorie-Praxis-Problem? In. Bo-
densohn, R. (Hrsg.). (2008). Lehrerbildung auf dem Prüfstand (Empirische Pädagogik,
22(3), Themenheft, S. 353-381). Landau: Verlag Empirische Pädagogik.
Oelkers, J. (2005). Praxisbezug: Eine Formel ohne Gehalt? Unveröffentlichter Eröff-
nungsvortrag auf der 25. Bundestagung der Arbeitsgemeinschaft der Leiterinnen und
Leiter der Praxisbüros an deutschen Universitäten in der TU Darmstadt.
Schaefers, C. (2002). Forschung zur Lehrerausbildung in Deutschland eine bilanzie-
rende Übersicht der neueren empirischen Studien. Schweizerische Zeitschrift für Bil-
dungswissenschaften, 24, 65-88. – K vh.
Hoppe-Graff, Siegfried & Kim, Hye-On
PS07 "Lernen ist ein Konstruktionsprozess"! Aber was heisst das, und
was folgt daraus für den Lehrer?
E 33.3
Universität Leipzig, Erziehungswissenschaftliche Fakultät
HoGraff@t-online.de
Keywords
Lernen, Konstruktion, Konstruktivismus, organismisches vs. mechanistisches Weltbild,
Bewusstwerdung, Konstruktivismus und Unterrichtsgestaltung
Ist von schulischem Lernen, verstanden als Wissenserwerb, die Rede, so wird heutzu-
tage in einem Atemzug und wie selbstverständlich ergänzt, Lernen sei „konstruktiv“ zu
verstehen, „konstruktivistisch“ zu deuten, als „Konstruktionsprozess“ aufzufassen oder
ähnlich. Historisch gesehen ist diese Gleichsetzung keine Selbstverständlichkeit. Sie
geht auf die kognitive Wende zurück und hat sich erst in den letzten 20 Jahren durch-
gesetzt.
Wir haben analysiert, wie in zwei aktuellen, im deutschsprachigen Raum häufig emp-
fohlenen Lehrbuchtexten (Hasselhorn & Gold, 2006; Reinmann & Mandl, 2006) sowie
in den letzten Jahrgängen der Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogi-
sche Psychologie (ZEPP) und der Zeitschrift für Pädagogische Psychologie (ZPP) die
Begriffe Konstruktion und Konstruktivismus gebraucht werden. Dabei stellten wir fest,
dass der inflationäre Gebrauch der Konzepte, wie zu erwarten, zu einer Verwässerung
der Bedeutung geführt hat. So ist Konstruktion bei Hasselhorn & Gold nicht mehr als
ein Appendix zum Informationsverarbeitungsansatz: „Auch in der kognitiv-
konstruktivistischen Sicht wird Lernen als Informationsverarbeitung verstanden.
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