Literatur
Boban, I. & Hinz, A. (2003). Index für Inklusion. Marin-Luther-Universität Halle-
Wittenberg: www.eenet.org.uk/index_inclusion/Index%20German.pdf
Clausen, M., Reusser, K. & Klieme, E. (2003). Unterrichtsqualität auf der Basis hoch-
inferenter Unterrichtsbeurteilungen: Ein Vergleich zwischen Deutschland und der
deutschsprachigen Schweiz. Unterrichtswissenschaft, 31 (2), 122 – 141.
Fend, H. (2001). Qualität im Bildungswesen. Schulforschung zu Systembedingungen,
Schulprofilen und Lehrerleistung. Weinheim und München: Juventa.
Gomolla, M. & Radtke, F.-O. (2002). Institutionelle Diskriminierung. Die Herstellung
ethnischer Differenz in der Schule. Opladen: Leske&Budrich.
Helmke, A. (2003). Unterrichtsqualität - erfassen, bewerten, verbessern. Seelze: Kall-
meyersche Verlagsbuchhandlung.
Rolff, H.-G.. (2007). Studien zu einer Theorie der Schulentwicklung. Weinheim und Ba-
sel: Beltz.
Einleitung
Die aktuelle Debatte um Unterrichtsentwicklung setzt an unterschiedlichen Punkten an.
Ein weitreichendes Konzept stellen dabei die fächerübergreifenden Lernbereiche dar,
die an einigen Schulen den traditionellen Fachunterricht ersetzen. In manchen Fällen
geht die Einführung von Lernbereichen mit weiteren Unterrichtsentwicklungen wie al-
tersgemischten Gruppen oder Projektunterricht einher. Wissenschaftliche Ergebnisse
zu solch umfassenden Reformen liegen bislang kaum vor.
Die meisten Untersuchungen fokussieren lediglich auf Teilaspekte wie dem
selbstgesteuerten Lernen, altersheterogene Lerngruppe in der flexiblen Eingangsphase
der Grundschule oder dem Umgang mit heterogenen Lerngruppen (vgl.
Kucharz/Wagener 2007; Huf 2006; Preuss-Lausitz 2001; Rabenstein 2007;
Spörer/Brunstein 2006).
Anhand einer explorativen Untersuchung an einer Haupt-/Realschule mit einer sozial
extrem belasteten Schülerinnenschaft (vgl. Bourdieu 1992) in einer norddeutschen
Großstadt werden die Effekte der Einführung von jahrgangsübergreifendem Projektun-
terricht in Lernbereichen in der Sekundarstufe I diskutiert. Während Schulen oft bemüht
sind, Homogenität herzustellen, dreht die untersuchte Schule die Ziele um, indem star-
ke Heterogenitätsorientierung weitreichender Individualisierung einhergeht. Damit wird
ein Heterogenitätsverständnis zugrunde gelegt, welches die traditionelle Aufaddierung
sozialer Merkmale (Geschlecht, Migrationshintergrund, Behinderung) um schul- und
unterrichtsbezogene Aspekte erweitert. Die untersuchte Schule unterscheidet sich auf-
grund des geringen ökonomischen und kulturellen Kapitals ihrer SchülerInnen von bis-
herigem Unterrichtversuchen an Reformschulen mit einer positiv selektierte
SchülerInnenschaft aus bildungsambitionierten Elternhäusern.
Frage und Methode
Im Mittelpunkt des Interesses dieser Untersuchung stehen drei Aspekte:
1. Lern-Effekte bei den SchülerInnen
2. Soziale Effekte bei den SchülerInnen
3. Auswirkungen bei den Lehrkräften
Als Vergleichsebenen werden die drei Dimensionen Geschlecht, Jahrgangsstufe und
Leistungsstand herangezogen. Methodisch fußt die Studie auf Gruppendiskussionen
mit SchülerInnen, einer Itembefragung sämtlicher SchülerInnen sowie
leitfadengestützten ExpertInneninterviews mit den Lehrkräften. Die
Gruppendiskussionen wurden in Anlehnung an Bohnsack (2000) durchgeführt, sie
erlauben, gemeinsame Perspektiven zu rekonstruieren. Insgesamt wurden zwei
geschlechts- und jahrgangsstufenheterogene Gruppendiskussionen in der Stufe 5 bis 7
und zwei, zwar jahrgangsstufenheterogene, aber geschlechtshomogene
Gruppendiskussionen in der Stufe 8 bis 10 durchgeführt. Auf Seiten der Lehrenden
wurden Lehrkräfte und die Schulleitung interviewt. Die transkribierten Interviews wur-
den in Anlehnung an das „Fünf-Phasen-Modell“ bearbeitet (vgl. Schmidt 2003). Zusätz-
lich werden die Zeugnisnoten aus dem Schuljahre 2006/07 ausgewertet.
Ergebnisse
Die SchülerInnen bewerten ihre Lernprozesse differenziert und positiv. Nur Wenige
nutzen die höheren Freiheitsgrade negativ. Die soziale Situation wird ambivalenter ge-
sehen. Viele SchülerInnen sehen vor allem die Altersheterogenität positiv. Gruppenar-
beit und gegenseitiges Helfen sind ebenfalls positiv konnotiert. Bei den Lehrkräften hat
sich sowohl die Motivation als auch die Arbeitsbelastung vergrößert, das Verhältnis zu
den SchülerInnen hat sich verbessert. Alle Lehrkräfte erleben ein ‚Dilemma der Wis-
sensvermittlung’. Es gibt größere Schwierigkeiten mit den stärker an Rahmenpläne ge-
bundenen Lernbereichen Natur & Technik und Gesellschaft.
Als Schlüsselstellen erweisen sich die Start- und die abschließende Präsentationspha-
se. In der Einstiegsphase in eine neue Lernepoche berichten die Lehrkräfte von einer
hohen Belastung durch die zu leistende Themeneinführung, die mit der Bereitstellung
vielfältiger Materialen einhergeht. Analog berichten die SchülerInnen davon, dass sie
vom Einstieg überfordert. Die abschließende Präsentationsphase überfordert viele
SchülerInnen. Die dazwischen liegende Phase des selbstgesteuerten Lernens bereitet
keine Probleme. In Bezug auf den Umgang mit Heterogenität zeigen sich interessante
Ergebnisse, so beurteilen jüngere und leistungsstarke SchülerInnen die Lernbereiche
günstiger. Entgegen der Ansicht der Lehrkräfte, dass Jungen eine „Problemgruppe „ in
den Lernbereichen seien, haben die männlichen Schüler selber einen positiven Blick.
Kommentare zu diesen Handbüchern